Twitter, die unter Freunden Öffentlichkeit
Anonymitätsempfinden oder dieses, nicht greifbar sein lässt Menschen eine andere Rolle annehmen. Auf Twitter ist es interessant zu beobachten, wie Menschen “aus sich heraus gehen". Das geht von einem Leidens-Stakkato bis hin zu einer sehr offenen Frivolität.
Von Zeit zu Zeit versuche ich mir vorzustellen, dass diese User auch genauso in ihrem normalen Leben, in ihrem nicht digitalen sozialen Umfeld, handeln. Eine sehr eintönige und langweilige Vorstellung.
Dann gibt es noch diese User, die einen riesen Schweif von Anhängern hinter sich her ziehen und regelmäÃig Tweets schreiben, die von recht witzig bis Dadaismus reichen. Als Beispiel wurde ein Tweet “Ich kam aus dem Keller und lachte” von über 100 Leuten für toll empfunden und ungefähr die Hälfte verbreitete diese Nachricht weiter. Vielleicht ein Fanboy Phänomen oder ein Mem, das nicht so weit verbreitet ist?
Und dann gibt es noch die Leute, die im Netz wahrscheinlich auch so, wie in ihrem nicht digitalen Leben sind. Das sind die, mit denen man sich meiner Meinung nach am besten unterhalten kann.
Alle diese Leute haben eines gemeinsam: Sie bewegen sich in der Ãffentlichkeit, mehr als den meisten bewusst sein dürfte. Man erinnert sich vielleicht an die Anfänge von Facebook, als hoch geladene Fotos bei der beruflichen Karriere gegen die Menschen verwandt wurden. Ein wichtiges Einstellungskriterium ist, ob eine Person in ein Team passt. Will man da jemanden, der den ganzen Tag von nichts anderem redet, als den Einen oder die Eine zu finden und warum das nicht endlich klappt? Oder eine Person, die die Kollegen den ganzen Tag mit
Kalendersprüchen und Katzenbildern belästigt? Oder jemand, der seine Konzentration kaum von den primären Geschlechtsmerkmalen loseisen kann?
Unsere Gesellschaft ist leider nicht so tolerant, um “Jugendsünden” zu verzeihen, die in der Ãffentlichkeit begangen werden. Noch schlimmer ist es, wenn Firmen dahinter kommen, dass ihre Mitarbeiter unter einem Pseudonym schlecht über die Firma schreiben. Es reicht dabei nur der Hinweis Pseudonym=Mitarbeiter X. Da wird dann gerne mal eine Abmahnung übersprungen und man gelangt gleich zur Kündigung.
Medienkompetenz war und ist wichtig, je mehr man sich in der Ãffentlichkeit bewegt. Die digitale Präsenz ist schon lange keine Spinnerei, von im Keller lebenden Nerds. Mit jeder ÃuÃerung zeichnet man ein Bild von sich vor der Welt. Und dieses Bild wird von den sozialen Netzwerken vermarktet, ohne dass wir danach was rückgängig machen können.
