Filter, Baby! Agieren, statt reagieren
Die große Kritik an den Massenmedien ist immer wieder, dass sie statt auf Qualität viel zu oft nur auf die Geschwindigkeit achten, mit der Nachrichten verbreitet werden. Die Kritik ist sicherlich berechtigt, aber auch wir sollten uns auch an die eigenen Forderungen halten.
Nicht jeder von uns ist Journalist, auch wenn wir bloggen, uns in Sozialen Netzwerken bewegen, Mitglieder irgendwelcher Chatgruppen sind, oder einfach Informationen per Email teilen. Dennoch ist die Versuchung groß exakt so zu reagieren, was wir den Medien vorwerfen. Wir lassen uns sehr schnell empören, weil wir eine Ungerechtigkeit „fühlen“ und diese unbedingt unseren Nächsten mitteilen wollen, weil wir uns erhoffen, dass die Verbreitung der Information zu mehr Aufmerksamkeit führt und dadurch hoffentlich zu einer Veränderung.
Im Grunde ist dieses Prinzip „Wissen führt zu Veränderung“ eine gute Sache. Aber spätestens seit der Begriff „Fakenews“ bekannt ist, sollten wir mit Informationen, egal von wem sie kommen, kritischer betrachten. Damit meine ich nicht alles als Feedback zu kritisieren, das einem in die Timeline oder die Inbox gespült wird. Damit meine ich, dass man Informationen erst einmal betrachtet. Von wem kommt diese Information? Wie sehr vertraue ich dieser Information? Wie sehr triggert sie etwas in mir? Klingt sie glaubhaft? Sind Quellen angegeben? Was sind das für Quellen? Und so weiter und so fort.
Wichtig ist, dass man sich ein eigenes Bild macht. Und das so gut es geht ohne Emotionen. Denn was wir auch von den „Fakenews“ gelernt haben, dass sie unsere Emotionen ansprechen. Ob das Empörung oder Neugierde oder andere eine Empfindungen ist, ist dabei egal. Dazu gehören natürlich auch z.B. Artikel, die als „Clickbait“ bezeichnet werden. Also die z.B. so eine Formulierung enthalten wie „Die wichtigsten 10 Gründe warum …“ oder „Alles was du über XYZ wissen musst“. Solche Sätze spielen uns vor, dass wir hier den heiligen Gral des Wissens gefunden haben. Aber ist er das wirklich? Es gibt diverse Techniken und Schemata, die uns direkt ansprechen und es irgendwie schaffen, dass wir eine gewisse Vorsicht vergessen und viel zu schnell reagieren.
Was ist die Folge davon? Wir teilen Nachrichten an unsere Kontakte und schon sind wir auf diese Manipulation reingefallen und tun genau das, was man von uns erwartet: Die Information wird unreflektiert weiter verteilt, bevor wir überhaupt genau kapiert haben, was wir da weiter verteilen.
Damit tun wir uns keinen Gefallen, wir tun unseren Kontakten keinen Gefallen und wir verhelfen eventuell einer schadhaften Quelle zu einer Bekanntheit, die sie gar nicht haben sollte.
Ich bezeichne das manchmal als „Empöria“ oder „Hysteria“, denn das ist genau das was passiert, wenn wir unser Gehirn ausschalten und uns wie „Klick-Vieh“ oder „Verteiler-Sklaven“ verhalten, ohne unser eigenes fundiertes Abwägen einzuschalten. Wir werden benutzt, ohne es manchmal zu merken.
Daher halte ich es für eine sehr gute Haltung, wenn man sich zuerst einmal Gedanken zum Sender, dem Zusammenhang, der Quelle macht, wie oben schon geschrieben und schliesslich entscheidet, ob man die Information weiter verbreitet oder eben nicht. Und wenn man sie weiter verbreitet , sollte man sich Gedanken machen, an wen schicke ich diese Information und wie aufbereitet. Mit aufbereitet meine ich, schicke ich es kommentarlos oder mit einer zusätzlichen Information oder mit meiner eigenen Meinung dazu bzw meiner eigenen Einschätzung. Recherchieren ist das Zauberwort.
Würden wir alle Informationen, die uns von allen Seiten erreichen so behandeln, hätten „Fakenews„ oder „Clickbait“ viel weniger Chancen und würden schneller aufgedeckt, oder vermieden werden. Auch würde die Informationsflut merklich sinken in Masse, sowie in Geschwindigkeit und es entstünde eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Qualität der Information steigen würde. Ebenso würden unnötige Hysterie und Empörungswellen weniger werden.
Ich möchte ausdrücklich sagen, dass manche Empörungen wichtig sind und es sehr gut ist, dass sie eine hohe Verbreitung bekommen.
Ich wünsche mir, dass in allen Informationskanälen, in denen wir uns tummeln das „Filtern“ zunimmt. Es würde uns eine Menge Zeit sparen, Bluthochdruck vermeiden und uns zu qualitativ höher informierten Menschen machen können.
Wie der Streetart Künstler „Plastic Jesus“ https://plasticjesus.com/ schon sagte
„Stop making stupid people famous“
Danke
