Community, Influencer und Vampire
Der Mensch ist ein Herdentier. Nein, ist er nicht. Er ist ein Mensch. Damit wäre schon alles gesagt, was ich in diesem Artikel sagen wollte. Allerdings wäre das, wenigstens für mich, zu missverständlich auf zu vielen Ebenen.
Eine Community ist ein Zusammenschluss von Menschen, die irgendetwas verbindet und die deswegen auch immer wieder zusammenfinden. Eine Community hilft sich gegenseitig, steht sich einander bei, kritisiert konstruktiv, baut auf und supportet jeden einzelnen Menschen. Es ist eine homogene Menge mit vielen Wellenbewegungen, in der einmal hier der Eine oder dort die Andere etwas mehr Bewegung in die Menge bringen.
In meiner persönlichen Wahrnehmung hat sich das im Allgemeinen sehr geändert.
Viele Communities haben sich meines Erachtens zu einer Followerherde zurück entwickelt. Das heisst es gibt einen oder ein paar Führer und dann gibt es die Fanboys und Fangirls. Das beste Beispiel sind Influencer. Das ist die Fleisch gewordene Verwirtschaftlichung und natürlich Kapitalisierung bzw konstanter Verkauf einer Community. Es profitieren die Führer und deren Nächst stehenden. Die Menschen dieser Community sind einfach nur noch nützliche Masse für die Führer bei Verhandlungen mit Geldgebern, die ihre Interesse verkauft haben möchten. Das ist oft einfach nur Brot und Spiele für Menschen, denen es Langweilig ist und die nicht wissen, wie sie die Zeit zwischen ihrem Leben sonst verbringen sollen. Ausbeutung.
Dann gibt es eine Art umgedrehte Community. Also Menschen, die ihre Finger in sehr viele Communities oder Kanäle krallen, um überall mit dabei zu sein und das Beste für sich abzuschöpfen, die aber weder selbst wirklich Grundlegendes zu dieser Community beitragen, oder das Herz der Community tragen. Sie saugen nur die schönen Dinge aus dieser Community auf und verschwinden wieder. Wie so ein Vampir in einer kalten Nacht. Wenn zuviele solcher Vampire in so einer Community sind, dann stirbt diese Community auch langsam, weil sich niemand mehr um die Community kümmert und auch keiner mehr etwas aus dieser Community hervorbringt. Das Überbleibsel der Menschen in dieser Community, die Ghule, sind nur noch dafür da, den Vampiren das Dasein bequemer zu machen und sie zu unterhalten. Ausbeutung.
Mittlerweile schaue ich mir “Communities” online wie offline (Freundes- und Bekanntenkreis) sehr genau an und bewerte sie danach, welche Kultur sie haben, welche grundlegende Strömung sie haben und ob sie eine grundsätzlich positive Einstellung, also einen konstruktiven, förderlichen Umgang miteinander haben. Ich schaue, ob die Community überwiegend empathisch agiert, wie sie auf sich untereinander achten, wieviel sie jammern, oder wie negativ, oder positiv sie miteinander umgehen. Und für mich ganz wichtig, ob sie flexibel ist. Für mich ist nichts schlimmer, als eine geistige Unflexibilität: “war schon immer so so” , “das ist neu, darüber denken wir erst gar nicht nach", “Nee da geh ich nicht hin, die haben kein XYZ".
Es ist nicht einfach, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.