Work-Life-Balance und die 4 Tage Woche - Eine Meinung
Der Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung und die Umsetzung gibt es schon seit sehr langer Zeit. Dazu gekommen ist die sogenannte Work-Life-Balance. Heutzutage gibt es kaum ein Unternehmen oder eine Organisation die das nicht anbietet.
Mir sind zu den Themen ein paar Gedanken gekommen, die ich niederschreiben wollte.
Die 4-Tage Woche
Der gesamte Komplex mit der Arbeitszeitverkürzung, ob es jetzt die 4-Tage Woche oder die 3-Tage Woche ist oder welche Verkürzung es auch immer sein mag, ist immer verbunden mit dem Kampf der Arbeitgeber gegen die Arbeitnehmer. Die Arbeitnehmer wollen eine Verkürzung und die Arbeitgeber nicht. Die Gründe für jede Seite sind natürlich offensichtlich.
Völlig wertfrei betrachtet: Arbeit wird immer komplexer und bekommt mehr Hilfsmittel und Tools, so dass sie in immer kürzerer Zeit von immer weniger Menschen durchgeführt werden kann (so die Theorie). Je mehr Arbeit von weniger Menschen durchgeführt werden kann, desto höher ist der Gewinn. Natürlich ist ein ArbeitgeberInnen an einer Erhöhung des Gewinns interessiert und der ArbeitnehmerInnen an einem monetären oder zeitlichen Ausgleich, dafür dass er komplexere Arbeit in immer kürzerer Zeit erledigt.
Diese Themen sollten bei der Diskussion um eine Arbeitszeitverkürzung immer mit einbezogen werden. Und meiner Beobachtung nach werden diese Themen unterschiedlich gewichtet mit einbezogen. Natürlich wieder je nach Seite (Lobby).
Work-Life-Balance
Ein weiteres Thema ist die Work-Life-Balance. Ich habe zu diesem Thema sehr gemischte Gefühle, weil es meines Erachtens oft nur ein Pflaster auf eine Wunde ist, die nicht versorgt wird.
Work-Life-Balance kam vor Jahren auf, als man feststellte, dass immer mehr ArbeitnehmerInnen psychisch und physisch ausfielen. So wurde eine Strategie entwickelt, wie die Menschen sich selbst einen Ausgleich schaffen können, durch Freizeitangebote der Unternehmen, günstige Konditionen für Sportangebote und vieles mehr.
Einerseits ist das eine sehr schöne Sache, aber meines Erachtens geht es das eigentliche Problem, den eigentlichen Grund der Überbelastung nicht an. Es legt nur ein “Pflaster” über das Problem und löst es aber nicht. Es schiebt die Verantwortung auf die sowieso schon übermäßig belastete Arbeitnehmerschaft. Es lindert nur ein Symptom. Es heilt nicht.
Was sind denn eigentlich die Gründe für die physische und psychische Überlastung? Wie belastbar ist ein Mensch? Was kann ein einzelner Mensch oder eine Gruppe zusammen leisten? Die Antwort ist: Das kommt darauf an.
Immer wieder sieht man Beispiele von Menschen und Gruppen, die Unglaubliches schaffen. Wieso geht das nicht immer und überall? Eine sehr vereinfachte Antwort ist: Es liegt an der Umgebung.
Ein guter Vergleich ist “Schwimmen". Beim Schwimmen ist die Umgebung wichtig. Zwei Szenarien in der vorausgesetzt wird, dass geschwommen werden muss:
Szenario 1: Ein wunderschöner Pool an einem herrlichen Sommertag, mit einer fantastischen Aussicht in das weite Tal. Daneben stehen frisch gebracht ein leckerer Cocktail und vom Beistelltisch weht der Duft von frischen Früchten herüber. Die Lust in den Pool zu steigen und lange zu schwimmen ist sehr groß.
Szenario 2: Wüste. Glühende Hitze bei über 50° C. Der Sand schmilzt die Sohlen der Schuhe weg und man weiss, man muss durch diesen Treibsand “schwimmen", um weiter zu kommen und zu überleben. Von hinten ertönen schreiend Befehle endlich durch den Treibsand zu schwimmen. Seit 2 Tagen hat man nichts mehr getrunken und die Hoffnung die Zivilisation lebend zu erreichen schwindet immer mehr.
Zugegeben sind die zwei Szenarien extrem. In beiden Szenarien wird “motiviert” , aber der Unterschied “Motivation” ist sehr deutlich und auch auf vielen Ebenen extrem unterschiedlich. Und auch die Umgebung ist absolut gegensätzlich.
Mein eigentlicher Punkt ist das Betriebsklima und Führung bzw das Management. Es gibt viele Führungsseminare und Motivationstrainings und es gibt auch Studien, die eindeutig belegen, je erfolgreicher ein ManagerIn ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen PsychopathIn handelt. Das gilt aber nur für einen bestimmten “Glaubensbereich". Also einer Auffassung oder einem Verständnis über eine bestimmte Form der Wirtschaft bzw Economie. Provokant kann man diese Theorie auch gerne Einpeitscher oder Sklaventreiber nennen. Sie ist leider heute immer noch bei lernresistenten Unternehmen sehr weit verbreitet und versucht mit Work-Life-Balance das Bild wissentlich oder unwissentlich toxisch zu schönen.
Dass es auch anders geht und dass Work-Life-Balance nicht zum Verdecken von grundlegenden Problemen eines Unternehmens benutzt wird, gibt es glücklicherweise immer mehr, da intelligente Unternehmen verstanden haben, wie man es richtig und auch erfolgreich macht. Leider sind es immer noch viel zu wenige.
Meinens Erachtens sollte sich jedes Unternehmen, das sich mit Work-Life-Balance beschäftigt um ein Vielfaches mehr damit beschäftigen, welche Führungskräfte bzw Management sie beschäftigen. Und welchen Führungsstil sie fördern. Denn Menschen sind extremst belastbar, aber durch den falschen Führungsstil schwindet diese Belastbarkeit mittel- bis langfristig, bis hin zum totalen Ausfall und schädigt damit das Image und den Ruf des Unternehmens, das Betriebsklima, andere Mitarbeiter und definitiv die Produktivität und damit auch den Gewinn.
Die Attraktivität eines Unternehmens kann also nur sehr schlecht an den Faktoren 4-Tage-Woche oder Anzahl der Work-Life-Balance Angebote abgelesen werden. Attraktiv ist ein Unternehmen in dem man sein Arbeitsleben leben möchte.
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