Der Weg zur informierten Gesellschaft
Ich stolpere immer wieder über den Begriff Informationsgesellschaft. Es beschäftigt mich einfach immer wieder, mindestens seit es die Sozialen Medien gibt.
Ich hatte ja schon mehrfach über dieses Thema hier im Blog geschrieben und der traurige Tenor meiner Beobachtung ist “Masse statt Klasse". Durch die Sozialen Medien ist natürlich der Zugang massiv erleichtert und der Strom an Informationen wächst weiter in die Unendlichkeit.
Es ist aber nicht nur der Strom von gutem Fachwissen und gefährlichem Halbwissen, sondern auch jede Menge Hobbyclowns, die aus allem einen Witz oder Kalendersprüche machen wollen. Oder die Fakenews Trolle. In Form von Text, Audio oder Video. Der Geschmack ob es gefällig ist, liegt natürlich im Auge der Betrachter. Auch der Zweck wechselt je nach Interesse.
Aus diesem stetig steigenden Wust an Masse, wird es immer schwieriger gute und richtige Informationen raus zu filtern.
Aktuell werden gerade wieder mal Entwicklungen aus der KI gefeiert, die auch nichts anderes machen, als mit Hilfe gesammelt gelerntem menschlichem Verhalten zu filtern.
Das hört sich zwar an wie eine Hilfe, ist aber keine grundsätzliche Verbesserung der Situation. Das ist wie einen schmerzen Zahn kontinuierlich weiter zu betäuben, statt das Problem im Zahn zu beseitigen. Symptombekämpfung statt Ursachen anzugehen und eine saubere Basis aufzubauen.
Was bedeutet das? Wie macht man sowas?
Bei einem Essen mit faulen und guten Erbsen, würde man die faulen Erbsen vorher entfernen und sie nicht mitkochen, damit sie später nicht auf dem Teller landen.
Löschen wäre also eine Herangehensweise. Aber nur weil das eine z.B. ein schlechter Scherz ist, muss das nicht gleich gelöscht werden. Faule Erbsen könnten ja auch ein Kunstobjekt sein, oder zur Energiegewinnung gut sein. Löschen wäre also nur der finale Weg, wenn keine weitere Lösung oder aktuelle Verwendung im Raum steht. Was nicht ist, kann ja noch werden.
Aber warum sollte Energie und Zeit verschwendet werden Schlechtes auszusortieren? Warum die schlechten Erbsen wegwerfen, statt die guten Erbsen in eine extra Schale zu tun?
Das ist ein kleiner Perspektivenwechsel zugunsten eines Zwecks: Statt Elemente einer Menge einzeln als schlecht zu markieren, werden die guten Elemente für diesen Zweck als gut markiert. Der Rest, die für diesen Zweck “schlechten” Elemente, werden als “gesehen” markiert.
Die grundsätzlichen Probleme die jetzt noch übrig bleiben sind:
1. Wie wird so eine Kategorisierung mit dem Objekt medienübergreifend verknüpft?
NFT wäre eventuell eine Lösung, eine Aussage in digitaler Form von Text, Audio oder Video eindeutig zu identifizieren und zu klassifizieren. Digital deshalb, weil es einfacher zu überprüfen ist. Das heißt aber auch, dass es für reale Objekte funktioniert. (z.B. NFT, Oracles)
2. Wer bestimmt was für einen Zweck gut oder Schlecht ist?
Bedeutungshoheit ist Macht. Das sehen wir bei den Suchmaschinen oder anderen Tech Firmen (Social Media, Smartphones, App Stores, früher Medien), die einen massiven Einfluss (Bestimmung) auf unser Leben haben. Wenn wir ihnen diese Bedeutung geben, dann begeben wir uns in eine Abhängikeit zu dieser Person oder Entität. Und wir vertrauen darauf, dass diese Entität im schlimmsten Fall nur für unser Interesse agiert und im besten Falle im Interesse Aller.
Das Sprichwort “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” beschreibt am Besten das damit verbundene Problem. Wir müssen unser Vertrauen immer wieder überprüfen, denn Vertrauen ist eine Entscheidung an einem bestimmten Punkt in der Zeit für eine weitere unbestimmte Zeitspanne.
Schon bei einer nahestehenden Person ist das unter Umständen ein schwieriges Unterfangen. Wie wird das erst bei Personen gemacht, zu der keine persönliche Bindung besteht? AutorInnen einer Zeitung, von denen nur die Namen erscheinen? Accounts aus Social Media? Tech Firmen, die unser Leben mit ihren Produkten (Smartphones, App Stores, Social Media) bestimmen und die bekannt dafür sind, uns täglich zu betrügen oder es BetrügerInnen aus wirtschaftlichen Gründen einfach zu machen?
Hier kann die Antwort nur Transparenz sein.
Nicht umsonst wird zwischen “Meinung” und “Fakten” unterschieden. Meinungen sind Behauptungen, die durch nichts bestätigt werden und dadurch auch nicht überprüfbar sind. Oder Überprüfungen nicht standhalten. Fakten werden durch Belege und Beweise bestätigt, die überprüfbar sind und die Überprüfung bestehen.
Sagt eine z.B. Techfirma “Wir bemühen uns die Privatsphäre der Benutzer zu schützen und zu achten", so ist das nur deren Meinung. Vielleicht noch ein Versprechen. Aber Versprechen können nur gelten, wenn vorher schon Vertrauen aufgebaut und noch nicht gebrochen wurde. Da drehen wir uns im Kreis.
Transparenz ist die Offenlegung der Quellen und Grundlagen zur Überprüfbarkeit von Behauptungen, die dadurch als Fakten bestätigt werden können.
Von einer solchen Situation der qualitativ hochwertig “informierten Gesellschaft” sind wir leider selbst bei unserem eigenen Staat noch weit entfernt.
Es gibt viel zu tun.
