Die Chatbots werden für uns demnächst die kleinen Helferlein mit künstlicher Intelligenz sein, verspricht die Wirtschaft. Eine ganz neue Ära der Kommunikation und der Hilfe wird anbrechen. Wir werden nicht mehr stundenlang in Telefonwarteschleifen hängen, oder Details zu einem Produkt suchen müssen. Alles wird uns der Chatbot verraten. Auch wird er uns bestimmt noch beraten, was besser zu uns passen würde und anbieten bestimmte Bereiche des Lebens für uns zu managen. Er wird für uns Entscheidungen treffen, wenn wir uns unschlüssig sind und uns damit zu einem sorgenfreieren Leben verhelfen. Er ist für uns da, wenn niemand sonst uns helfen kann oder will. Er ist unser Freund.
Ist das wirklich so? Vermutlich Jein.
Chatbots sind ein alter Hut! Joseph Weizenbaum entwickelte 1966 ELIZA https://de.wikipedia.org/wiki/ELIZA , ein Chatbot der die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine über natürliche Sprache zeigen sollte. Das Ding ist also schon 50 Jahre, sprich ein halbes Jahrhundert alt und funktionierte erschreckend gut. Der Unterschied zu heute ist, dass man inzwischen diese riesen Computer in Miniaturform als Smartphone, im Browser oder in spezieller Software vernetzt mit mächtigen Serverfarmen und Armeen von Algorithmen mit sich rumtragen kann. Das heißt die Masse und die Geschwindigkeit der verarbeiteten Information ist wesentlich höher. Quasi der “Erfahrungswert” der Software hat eine breitere “DatenWissensbasis".
Die Einsatzbereiche für diese Art der Technologie dürften mannigfaltig sein. Wie schon oben beschrieben kann uns so ein Chatbot hilfreich sein. Wenn die Software nicht so will, wie wir, dann springt der Heftklammer Bot vor und bietet Lösungen an. Wenn ich eine Frage zu meiner Versicherung habe, dann verhilft mir die Software zur Antwort. Fällt mein Kabelanschluss aus, beruhigt mich ein Chatbot und sagt mir, dass daran gearbeitet wird. Der Chatbot lernt im Kontakt mit uns. Es werden Daten erhoben und Statistiken geführt, damit der Chatbot besser auf unsere Fragen und Anliegen reagieren kann.
Internet Of Things Chat Bot
Der Chatbot wird natürlich auch im Bereich “Internet Of Things” sein. Also im vernetzten Kühlschrank, dem Fernseher, dem autonomen Auto, im Smarthome mit z.B. Licht-, Heizungs, Rolläden- und Haustürschlossregulierung.
Der Kühlschrank schreibt Einkaufszettel und schlägt, aufgrund der bisher gesichteten Lebensmittel, einen etwas gesünderen Ernährungsplan vor. Und zum Glück gibt es gerade diese eine Firma, die genau diese Lebensmittel alle herstellt.
Der Fernseher reagiert nicht nur auf Sprachbefehle oder die Anfrage, was denn jetzt gerade so läuft mit einer Antwort, sondern er blendet ein, welche Sendung gerade die höchsten Einschaltquoten hat und worüber man sich am nächsten Tag mit den Kollegen unterhalten kann.
Im Auto hat man einen besten Freund, der einen bei langen Fahrten unterhält, weil man ja selber nicht mehr fahren muss.
Das Smartphone wird das Fenster in die Welt. Ähnlich wie bei dem aktuellen PokemonGo schauen alle nur noch durch das Smartphone bzw Elektronische Brillen oder Kontaktlinsen. Sie bekommen Informationen eingeblendet und bestimmte Dinge, wie der unschöne Obdachlose oder ein Aushang einer Bürgerbewegungen wird ausgeblendet. Der Chatbot macht mir die Welt, so wie sie “mir” gefällt.
Meine Wohnung regelt selbständig, nach meinen Gewohnheiten und meinem Verhalten alles für mich. Wenn ich durch die Räume gehe, geht das Licht beim Betreten an und beim Verlassen wieder aus. Wenn die Temperatur draussen absinkt springt automatisch die Heizung an. Meine Haustüre erkennt mich, öffnet und schliesst sich automatisch. Macht auch mal das Licht früher aus, wenn ich ein paar Tage sehr lang auf war, oder weigert sich schon mal die Haustüre aufzumachen, wenn ich es mit dem Weggehen etwas übertrieben habe und die Bad-Chatbot zu hohen Alkohol oder Drogenkonsum reklamiert.
Die Industrielle Revolution 2.0
Der Chatbot soll so, wie die Maschine den Menschen am Fließband ersetzt hat, den Menschen bei der Dienstleistung ersetzen. Aber das ist noch nicht alles.
Durch seine vorgespielte “natürliche” Kommunikation wirkt er menschlich. Man kann das schon schön an den Sprachassistenten Siri und Konsorten sehen. Viele sprechen von dieser Software fast schon wie von einem Menschen. Man versucht, wenn oft auch scherzhaft, eine Kommunikation mit “ihm/ihr" stattfinden zu lassen. Dieses vermenschlichen führt aber dazu, dass diese Software großen Einfluss auf unser Denken nimmt. Wer glaubt schon einer Maschine mehr als einem Menschen? Aber wenn die Maschine nur Software ist, ein Assistent, jemand der mit mir spricht, mir hilft und mich auch versteht? Dann werden die Grenzen fließend, das Unterbewusstsein offen dafür und der Einfluß riesengroß.
Welchen Einfluß Sprache oder Kommunikation im Allgemeinen auf uns hat wird real immer wieder unterschätzt. Einen Menschen lenken bedeutet nicht, ihm zu sagen was er machen soll, sondern bei ihm die richtigen Akzente setzen, so dass er denkt, es wäre seine Idee oder Entscheidung. Der Film Inception ist ein Paradabeispiel mit ein bisschen mehr Science Fiction, als zur Zeit möglich, wie dieses Prinzip funktioniert.
Selbstbestimmung
Man kann jetzt natürlich sagen, das ist total übertrieben und jeder Mensch ist selbstbestimmt und aufgeklärt. Aber ist das jeder Mensch? Können wir uns zum Beispiel frei vom Einfluss der Werbung machen? Was sagen uns die vielen Menschen auf der Strasse, die ihr Smartphone wie ein heiliges Buch vor sich her tragen und gar nicht mehr wirklich ihre Umgebung wahrnehmen?