Immer öfter lese ich Artikel, in denen Leute erzählen, wie ungern sie telefonieren. Sie nehmen lieber diverse Messenger, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Telefonieren nervt. Angerufen werden nervt.
Irgendwie finde ich das ziemlich heftig. Einerseits, dass man lieber auf Distanz zueinander geht und andererseits frage ich mich, wie müssen solche Telefonate aussehen? Darf ich mir das so vorstellen, dass völlig neurotische Menschen, wegen jedem Scheiß anrufen?
„Du glaubst nicht, was mir eben passiert ist, ich habe eben getankt“. „Ich bin völlig verzweifelt, ich kann meine Krawatte nicht binden“. „Sag mir bitte, dass ich nicht zu dick bin“. „Oh, mein Gott, ich glaube es nicht! Das kann sie doch nicht machen!“.
So gesehen, würde ich vermutlich auch einen Messenger bevorzugen. Ich würde auch nicht antworten und nach einer Weile vermutlich blocken. Genauso würde ich es mit der Telefonnummer tun.
Stellt sich da nicht eher die Frage: Was sind das für Menschen, die ihre Neurosen an anderen Menschen auslassen? Und was sind das für Menschen, die anderen Menschen gestatten, ihre Neurosen an anderen auszulassen?
Vorwürfe hin, oder her bringen eine in dieser Fragestellung nicht weiter. Die Lösung dafür, ist eigentlich einfach. Direkte Worte rücken Dinge wieder an die richtige Stelle. Auch mal kein Verständnis, für die kleinen Nichtigkeiten haben und das direkt sagen.
Belästigst du mich, sage ich dir das. Missbrauchst du meine Freundschaft, lasse ich es dich wissen. Tust du es immer wieder, lassen wir das mit unserer „Freundschaft“. Denn du hast nicht verstanden, was Freundschaft bedeutet. Du magst nur das Konzept, dass du jemanden hast, auf dem du rumtrampeln kannst. Den du belästigen kannst. Den du nerven kannst. Dessen Aufmerksamkeit du bekommst. Und dem du kaum bis gar nichts zurück geben willst.
Telefonieren mit Freunden ist eine schöne Sache. Noch schöner ist es, sich mit Freunden zu treffen. Messenger sind der traurige Rest menschlicher Kommunikation, wenn man Neurotiker gewähren lässt.