Das Surge Team, das den herausragenden Software Synthesizer SurgeXT heraus gibt kümmert sich seit einiger Zeit um ein weiteres Projekt von @kurasu/Claes Johanson, ebenfalls der Gründer des Surge Synthesizers: Shortcircuit.
Auf der Shortciruit Entwicklerseite ist leider nicht viel zu lesen, um was es sich handelt. Dafür aber auf einem alten KVR Beitrag ist eine längere und informative Beschreibung mit den Spezifikationen (am Ende des Artikels) zu lesen .
Kurz gesagt ist es ein Softwaresampler, dessen Fokus auf einem schnellen Workflow, der hauptsächlichen Nutzung als Instrument und der Integration etlicher Soundformate.
So wie es zu lesen ist, nimmt die Entwicklung langsam Fahrt auf und die ersten Alpha-Versionen können getestet werden. Das Entwicklerteam entfernt gerade betriebssystemabhänigen Code, um ihn mit plattformübergreifendem Code zu ersetzen.
Desweiteren soll zusaätzlich eine sogenannte headless Variante verfügbar sein. Also dass der Sampler ohne eine grafische Oberfläche (GUI) nutzbar ist. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten den Sampler für headless (z.B. Raspi), embedded Systeme oder gar integriert in Controllern zu nutzen.
Auch wird der Quellcode umgeschrieben, damit das Entwicklungsframwork JUCE als Backend genutzt werden kann. Dadurch dürfen wir auf moderne Plugin Formate wie CLAP oder VST3 und weitere hoffen.
Die sogenannten Nightly Builds gibt es für Linux / Windows / Mac auf dieser Seite.
Und hier nun wie versprochen die sehr interessanten Spezifikationen, der ursprünglichen Version
User interface:
Streamlined user interface for fast editing at the sample-zone level.
Fast editing of multiple zones.
"In context"-sample preview.
Extensive drag & drop support (onto the keyrange-view or the list-view).
Sample/Instrument import:
RIFF wave-files (.wav) (8/16/24/32-bit & 32-bit float, mono/stereo at any sample rate).
AKAI S5000/S6000/Z4/Z8 .akp banks (partial).
NI battery kits (partial).
Soundfont 2.00 (partial).
Propellerheads Recycle 1 & 2.
Sampler engine:
High-quality sinc interpolation.
Oversampling used when needed to prevent aliasing.
Double-precision float math (64-bit) used where it matters (IIR-filters).
Single-precision float math (32-bit) used elsewhere.
Supports any sample-rate.
Max polyphony per instance: 256 voices.
Multiple outputs (max 16 mono AND 8 stereo-pairs per instance).
Supported sample-playback modes:
Forward / Forward loop / Forward loop with crossfading
Microgate (does glitch/loop style effects when the gate is open).
Ring modulation.
Phase modulation (equivalent to FM).
Frequency shifting.
Pulse oscillator.
Pulse oscillator (with sync).
Sawtooth oscillator (with 1-16 voices in unison)
Sinus oscillator.
3 step LFOs / voice. Doubles as 32-step step-sequencer and wavetable LFO
2 AHDSR envelopes / voice.
Powerful modulation system with the ability to modulate itself. Destinations include envelope-times, loop-points in addition to traditional destinations
Seit einigen Jahren ist CLAP (CLever Audio Plug-in API), ursprünglich von Alexandre Bique gestartet, nun in der Entwicklung und am 15.06.2022 gab es dann die gemeinsame große Ankündigung des neuen Plugin Formates CLAP von Bitwig und und uHe .
CLAP Logo
Ein wenig Technisches
CLAP ist die logische und notwendige Nachfolge der bekannten Formate AU (Audio Unit von Apple macOS) und VST bzw VST3 (Virtual Studio Techonology von Steinberg ). AU und VST/3 sind altgediente Plugin Formate, die weit verbreitet (je nach Betriebssystem und DAW ) sind. Technisch zu ihrer Zeit ausreichend, sind sie dennoch in die Jahre gekommen und es war schon lange notwendig, dass weitere Schritte unternommen werden, um auf den Stand der aktuellen Technik zu kommen.
Das bedeutet, dass unter der Haube eine Menge gemacht werden musste, um die Entwicklung von Plugins zu modernisieren. In aller Kürze ist eine Multi-CPU und Multi-Threading Architektur, bessere Integration in alle DAWs mit transparenteren Zugriffsmöglichkeiten von DAW auf Plugin und eine Menge für die Entwicklung sehr wichtiger Grundlagen wie z.B. Multiplattform (Windows, macOS, Linux, embedded), Metadatenverarbeitung, proprietäre Extensions z.B. wenn Firmen (noch) nicht standardisierte Erweiterungen einbringen wollen z.B. Surround oder Ambisonic , das JUCE CLAP Extension Project, das die Erstellung eines CLAP Plugins für die verschiedenen Betriebssysteme integriert und vieles mehr.
Für die Endanwender sind viele der "unter der Haube" Features zwar auf den ersten Blick nicht so sehr interessant oder shiny, außer vielleicht das Multithreading Feature, aber sie haben einen enormen Einfluss auf die Verfügbarkeit, die Benutzung und zukünftigen Features der Plugins. Stichworte sind hier Midi 2.0 oder MPE.
Lizenzierung - MIT OpenSource Lizenzierung
Und eine extrem wichtige Komponente für eine rechtliche Absicherung bei der Entwicklung von Plugins ist, dass CLAP mit einer Opensource Lizenz, nämlich der MIT Lizenz versehen ist. Das bedeutet, dass alle Plugins entwickeln können, ohne dass jemand es verbieten oder einschränken kann. Gerade für Firmen bzw Gewerbetreibende ist das eine existentielle Absicherung.
Auszug aus der Wikipedia zur MIT Lizenz
Die MIT-Lizenz, auch X-Lizenz oder X11-Lizenz genannt, ist eine aus dem Massachusetts Institute of Technology stammende freizügige Open-Source-Lizenz. Sie erlaubt die Wiederverwendung der unter ihr stehenden Software sowohl für Software, deren Quelltext frei verwendbar ist (Open Source), als auch für Software, deren Quelltext nicht frei verwendbar ist (Closed Source).
Für Steinbergs VST2/3 und Apples AU sind in den Lizenzrechten entsprechende Paragraphen enthalten, die dazu führen können, dass die Herausgeber der Formate LizenznehmerInnen verbieten können Produkte zu entwickeln. Bei VST2 und VST3 gelten dann auch noch unterschiedliche Lizenzen.
Die Benutzer und die Anwendung
Was bedeutet das aber für die EndanwenderInnen?
Sicherheit, dass ein Produkt nicht wegen Entzug einer Lizenz vom Markt verschwindet
Mehr Power und bessere native Unterstützung von modernen Systemen mit Multi-CPU und Multithreading. Eventuell auch (meine persönliche Spekulation) GPU und hier auch Multi-GPU und Multithreading.
Moderne und transparentere Integration von Plugins in DAWs, was zum Beispiel die Automationen und Modulationen destruktiv und non-Destruktiv betrifft
Voice Stacking für alle Plugins. Also z.B die einfache Duplizierung (oder auch mehr Instanzen) eines Plugins, bei der für die verschiedenen Instanzen des Plugins Parameter unterschiedlich eingestellt werden können. Z.B. unterschiedliche Filter CutOffs/Resonanzen, Detuning, Modulatioin usw. Ein klassiches und weit bekanntes Voice Stacking dass in vielen Synth Plugins schon "eingebaut" ist, ist das Unison mit Detuning. Beispiele wie das in Bitwig funktioniert
Schneller Zugriff (Laden) auf die Daten eines Plugins. So können z.B. die Metadaten aus einem Plugin gelesen werden, ohne dass das Plugin zuerst geladen werden muss. Einfaches Beispiel wäre, dass Presets in der DAW durchsucht werden können, ohne dass das Plugin geladen werden muss.
Das alleine sind schon massive Features von CLAP, die das Handling mit den Plugins unglaublich vereinfachen, verbessern und sicherlich kommen da noch vermutlich eine Menge mehr Features auf uns zu.
Ein neuer Standard und wer macht mit?
Standard ist ein sehr wichtiges Thema. Und wenn sich eine Industrie auf einen Standard einigen kann, dann ist das wie Geburtstag, Ostern und Weihnachten auf einmal. Denn alles was von einem Standard abweicht bedeutet für EndanwenderInnen Probleme und Mehrkosten. Nur als kleines Beispiel das Firewire, USB 1/2/3/c/Thunderbold / Lightning Chaos. Und hier kommen dann noch die diversen unterschiedlichen internen Kabelspezifikationen dazu. Kabel ist nicht gleich Kabel, was die Features angeht, auch wenn die Anschlüsse gleich aussehen. Oder HDMI .... oder oder oder.
Daher ist es auch sehr erfreulich die Liste von Firmen zu sehen, die CLAP für sich in Betracht ziehen und das auch zur Zeit testen. Oder sogar schon integrieren oder gar integriert haben. Hier ein kleiner Auszug von Firmen/Projekten mit Nennung von bekannten Produkten, die offiziell genau das tun:
Epic Games mit der Unreal Engine ist besonders zu nennen, da das ein Schwergewicht im Milliarden schweren Gaming Markt ist. Das ist natürlich gerade auch für Entwickler sehr interessant.
Fazit
Das Plugin Format ist aus technologischen und rechtlichen Gründen eine notwendige und längst überfällige Weiterentwicklung der veralteten AU und VST2 / VST3 Formate. Natürlich gibt es auch gerade aus dem OpenSource Umfeld weitere Pluginformate wie z.B. LV2 https://de.wikipedia.org/wiki/LV2 und Artverwandte Formate, die allerdings nie die notwendige Unterstützung aus der Industrie bekommen haben. Mit der MIT Lizenzierung von CLAP wäre es gut möglich, dass die Vorteile der anderen OpenSource Formate mit in das CLAP Format einfließen und wir als Endanwender vielleicht das Glück haben eine Konzentration auf ein freies Format ohne ideologische Grabenkämpfe zu sehen.
Chowdhury DSP bietet mittlerweile mehrere kostenlose VSTs für alle Betriebsysteme wie Linux, Windows und Mac zum Download an.
Da wären:
Chow Tape - eine Bandmaschinenemulation
Chow Matrix - ein sehr interessanter Echo / Delay Effekt
Chow Centaur - Effektgerät für Gitarren
Chow Kick - Ein Kick /Basedrum Synthesizer
Chow Phaser - Ein Phaser Effekt
Und noch ein Plugin für das VCV Rack
Chowdhury kollaboriert auch mit dem Team rund um den Surge Synthesizer. Daher ist auch seit der letzten Version des Surge Synthesizers im Effekt-Rack CHOW vertreten.
Die VSTs werden unter der "BSD 3-Clause "New" or "Revised" License" veröffentlicht. Was so viel heisst, dass sie wie FLOSS Software behandelt werden dürfen, mit 2 Einschränkungen: 1. Wenn die Software in anderen Produkten benutzt wird, darf der Name nicht verwendet werden. 2. Eventuelle Quellen (z.B Downloads) für Presets/Patches oder Ähnliches, die Chow zur Verfügung stellt, dürfen nicht integriert werden.
Schaut euch die Plugins mal. Das lohnt sich definitiv nicht nur für Sammler, sondern auch für die Leute, die die VSTs auch benutzen ;)
Ich habe angefangen eine Serie über den Surge VST Synthesizer zu produzieren. Ein sehr vielseitiger Software Synthesizer, den es auf den Plattformen Linux, Windows und Mac gibt. Ursprünglich war Surge ein kommerzielles Produkt von @Kurasu, dem Gründer von Vember Audio und einem der Grüner von Bitwig. Im Handbuch steht die Beschreibung : Surge ist ein virtueller Synthesizer, der im September 2018 vom Autor Claes Johanson in OpenSource überführt wurde und seitdem von einer Gruppe von Freiwilligen weiterentwickelt wird.
Das Projekt wird auf der Entwicklerseite Github verwaltet. Auf der Hauptseite werden Teile von Surge und weitere Projekte des Projektes aufgeführt. Der eigentliche Synthesizer ist hier zu finden. Jeder kann sich entsprechenden den eigenen Fähigkeiten an diesem Projekt beteiligen. Ob als Programmierer, als Tester, als Fehlermelder (Bug Reports), beim Handbuch und als Übersetzer, als jemand der Patches bzw Presets erstellt, ein weiteres Skin, Tutorials, Beschreibungen oder Artikel erstellt. Oder ihr erzählt weiter begeistert von diesem wunderbaren Synthesizer.
Ein kleiner Exkurs zum Thema OpenSource, weil das Thema in den letzten Jahren etwas missverständlich missbraucht worden ist. OpenSource bedeutet einfach nur, dass der Quellcode öffentlich einsehbar und kontrollierbar ist. Mehr nicht. Die Lizenz von Surge ist die GPL 3.0, die wesentlich mehr ist, als "man kann sich den Quellcode anschauen". Genauer gesagt nennt man das heutzutage FLOSS - Free Libre OpenSource Software. Das bedeutet, dass man zusätzlich zur öffentlichen Einsicht das Produkt kostenlos und kommerziell einsetzen kann. Dass man es verändern (modification) und auch mit den eigenen z.B. Hardwareprodukten vertreiben darf. Die einzigen Einschränkungen sind: man ist gezwungen die Lizenz zu bennen und beizubehalten (FLOSS/GPL3) , der Lizenztext muss mitgeliefert werden und Änderungen müssen dokumentiert sein. Zwischen Opensource (OSS) und FLOSS liegen also Welten.
Nun aber zum eigentlichen Thema. Surge ist meines Erachtens sehr unterschätzt und verdient wesentlich mehr Beachtung. Alleine die Beschreibung und Featureauflistung ist überwältigend:
"A Sounddesigners Dream"
eine riesige Auswahl an diversen Oszillatoren und Syntheseformn (Sinus, Rechteck, Dreieck, Pulse, Wavetable, Window, String, FM, S&H, Audio Input )
mit insgesamt 6 Oszilaltoren über 2 Szenen (quasi zwei Synthesizer in einem)
bzw mit jeweils zusätzlichem Noise Oszillator
mehrere FM Algorithmen
2 zusätzliche Ringmodulation
MPE
eine sehr große Auswahl an Filtern, die in zwei Filterbänken miteinander kombinierbar sind
LFOs mit denen man so ziemlich jeden Parameter des Synths manipulieren kann (Sinus, Rechteck, Dreieck, MSEG, Steps, Zufall, usw)
zusätzliche Szenen LFOs
eine riesige Anzahl von Effekten, die in den einzelnen Szenen in Serie und zwischen den Szenen kombiniert werden können (Delay, Reverb, Kammfilter, Vocoder, Amp, Distorten, Airwindows-Effekte, usw)
Ich hoffe, ich konnte euer Interesse wecken und ihr habt Spaß an der Surge VST Serie #SVS . Ich würde mich freuen euren Eindruck zu erfahren. Kommentiert hier (ohne Anmeldung) oder auf dem Videoportal.
Ich bin von bvker angeschrieben worden, dass vor Kurzem in Kollaboration mit dem Producer Trio “Diode Eins” ein kostenloses Melodic House / Techno Sample Pack released wurde
Wikipedia: Diode Eins ist ein Produzenten- und DJ-Trio aus Deutschland, bestehend aus Julien Charles Hecker, Jerome Tiaden und Jannis Bodo Klimpel. Mit ihrer Musik vertreten sie hauptsächlich die Genres Techno und Progressive House. Soundcloud : https://soundcloud.com/diodeeins/tracks
Das Samplepack besteht aus 165 Samples & Loops, atmosphärische Soundlandschaften (Soundscapes) und Effekt Elemente.
Beachtet bitte! Laut Webseite handelt es sich um eine "Royalty-Free" Lizenz. Royalty-Free kann auch GEMA pflichtig sein!
Edisyn ist ein OpenSource Programm in Java geschrieben und damit auch auf allen gängigen Plattformen wie Linux, Windows und Macos verfügbar. Mit diesem Programm können die Patches von vielen verschiedenen Hardwaresynthesizern Casio, Kawai, Korg, Novation, Oberheim, Roland, Waldorf, Yamaha, (hier die Liste https://github.com/eclab/edisyn#about) verwaltet und bearbeitet werden.Aber auch mit dem "General CC, NRPN, and RPN editing" kann man nicht aufgeführte Hardwaresynthesizer bearbeiten.
Außerdem bringt Edisyn noch ein paar interessante Funktionen mit sich, mit denen man Patche bearbeiten kann.
Blending: Zufällige Rekombination zweier zufällig gewählter Patches auf dem Synth
Nudging: Verschieben des Patches, so dass es ein wenig mehr (oder weniger) wie eines der vier anderen Patches klingt
Morphing: Interpolation von vier Patches in Echtzeit zu einem neuen Patch
Hill-Climbing and Constriction: Evolutionäre Techniken für eine geführte, zufallbasierte Suche durch den Parameterraum, bei der Edisyn iterativ Patch-Möglichkeiten zur Bewertung anbietet und dann basierend auf den Bewertungen nach neuen sucht.
Die Installation wird für die verschiedenen Betriebsysteme gut erklärt und wer einen der Hardwaresysthesizer aus der Liste besitzt, bekommt ein tolles Programm, inklusive einem sehr ausführlichen Handbuch dazu.
PS: Wenn ihr wollt, dass ein bestimmte Hardwaresynthesizer mit aufgenommen werden soll, ist der Autor gerne bereit den Editor dafür zu erstellen. Aber ihr müsst ihm im Gegenzug dazu den entsprechenden Hardwaresynthesizer schenken. Er übernimmt auch die Versandkosten ;)
Klangwerk - Blog von Odo Sendaidokai aus Berlin rund um Musikproduktion
Wir informieren euch kostenlos über interessante Konzepte, Tools, Artikel und Tuitorials
Schwerpunkte sind Opensource, Offene Formate, Wissensvermittlung, Erklärungen und interessante Projekte. Die Informationen werden von hoergen aka Odo Sendaidokai zusammengetragen. Und hier findet ihr meine Tutorials und Musik - Warum mache ich das -