Informationsgesellschaft statt Plattform-Satisfier

Das Informationszeitalter sollte der Beginn einer wunderbaren Zeit sein. Information immer und überall verfügbar. Doch Dinge werden immer schlecht, wenn sie nicht zu Ende gedacht wurden. So wurde das Informationszeitalter ausgerufen und niemand kümmerte sich um die Qualität.
Dazu kamen noch verschiedene Plattformen, die auch noch bedient werden mussten. Fake News, Verschwörungserzählungen, Hatespeech, Sammeln und Verkauf von Bewegungsdaten. Kann man nichts machen.

Social Media wurde zur nächsten Ausrede, damit sich niemand um Qualität kümmern musste. Reichweite ist wichtiger als Inhalt. Fake News, Verschwörungserzählungen, Hatespeech, Sammeln und Verkauf von Bewegungsdaten. Kann man nichts machen.

Das Füttern von Social Media Plattformen wurde für die meisten Firmen und öffentlichen Einrichtungen zur Bürgerpflicht. Jede neue Plattform wurde so schnell befüllt, weil KonsumentInnen befriedigt werden müssen. Die Hoheit über die Informationen wurde irgendwelchen verkoksten Silicon Valley Dudes überlassen, die jedes noch so schäbige Gewinngeschäft damit gemacht haben. Mit Ansage: Fake News, Verschwörungserzählungen, Hatespeech, Sammeln und Verkauf von Bewegungsdaten. Kann man nichts machen.

Der Rausch des Neuen. Die neue digitale Welt. Die Droge der Zukunft war so verführerisch, dass nicht darüber nachgedacht wurde, welche Spätfolgen kommen könnten. Der selbstauferlegte Zwang nach Geschwindigkeit, nach immer schnelleren und ungeprüfteren Nachrichten wurde zum Bumerang. Die Chance wurde zum unerbittlichen Peiniger und Insolvenzbeschleuniger. Fake News, Verschwörungserzählungen, Hatespeech, Sammeln und Verkauf von Bewegungsdaten. Kann man nichts machen.

Schuld war natürlich die Konsumentenschaft. DIE wollen immer alles und immer schneller. Das Verursacherprinzip wird bis heute ausgeblendet. Das Dealerprinzip wird einfach übernommen. Wir sind jetzt auf Plattform XY vertreten, sind aber nicht mehr für unsere Inhalte verantwortlich, denn was damit gemacht wird, haben wir nicht mehr im Griff. Daher müssen wir die Silicon Valley Dudes mit ihren Social Media Plattformen reglementieren, denn die sind natürlich schuld. Die Dudes, die von Anfang an gesagt haben, dass sie Informationen dazu verwenden, um Menschen zu erniedrigen und auszubeuten, Informationen zu missbrauchen und jede Falschdarstellung als freie Meinungsäußerung bei gleichzeitig völligem Realitätsverlust zu deklarieren. Fake News, Verschwörungserzählungen, Hatespeech, Sammeln und Verkauf von Bewegungsdaten. Kann man nichts machen.

Firmen, Organisationen und Medien, die diesem Trend entgegenwirken erleben seit einigen Jahren einen Aufschwung. Informationen verfeinern und die Qualität verbessern, statt stumpf vervielfältigen und es nie wieder aus dem Netz zu bekommen.

Wie sieht so etwas in der Realität im Internet aus?

Informationen nicht aus der Deutungshoheit entlassen. Weiterhin die Quelle für die Information bleiben. Informationen über Themen auf der eigenen Webseite belassen. Social Media Plattformen ausschließlich mit dem Hinweis bedienen, dass auf der Webseite die Informationen gefunden werden können. Webseite, RSS und EMail ist immer noch der zuverlässigste Service unabhängig von Zwischenhändler-Dudes mit ihren Social Media Suchtmaschinen. Denn niemand liest ernsthaft das weiße Rauschen , die in den ewigen Timelines modert.

Statt als Lieferant für zwielichtige Geschäftemacher unterwürfig zu dienen und sich beklagen, dass jene den Gewinn immer mehr an sich ziehen, kann das Pflaster mit einem Ruck abgezogen werden und ich bin mir sicher, dass das viele Menschen sehr begrüßen werden. Denn die meisten haben es satt zwischen Katzenvideos, Vollpfostenkommentaren und Lifestyledealer, neudeutsch Influencer, nützliche Informationen zu finden.

Besinnt euch auf eure Kernkompetenz. Seid nicht die unterwürfigen Diener von zwielichtigen Geschäftspraktiken Macht aus dem Informationszeitalter ein Qualitätszeitalter.

Achja und fallt nicht auf „Die KI macht alles für euch“ herein. Das ist das neue Heroin für Menschen, die denken, das Menschen nicht wichtig sind. KI sind bis jetzt noch Automaten, die Automatendinge tun. Die können zwar riesige Mengen viel schneller verarbeiten, aber das ist wie beim Kochen. Nur weil KI schneller aus 3 Mrd Fertiggerichten auswählen kann, ist dein Kochen mit frischen Zutaten besser und gesünder.

Der Problem Casus – Positive Nachrichten

Es gibt den neuen Reuters Digital News Report , der von WDR5 Hintergrund Medien vorgestellt wurde.

Kurz gesagt: Der Nachrichtenkonsum geht zurück, Menschen vermeiden aktiv das Konsumieren von Nachrichten, suchen sich gezielt Nachrichten aus und die Öffentlichen genießen trotz stark sinkender Zahlen immer noch das größte Vertrauen der Öffentlichkeit. Und die Leute zahlen online weniger für Nachrichten und wenn dann meist für Unabhängige.

Nun wird gerade die BBC und ein Springer Medium gefeiert, die nur positive Nachrichten verkünden und die gerade einen großen Zulauf haben. Ist ja auch verständlich in Zeiten, in denen politisch, medial wie wirtschaftlich von den AkteurInnen Angst geschürt wird, wo es nur geht. Niemand hat Bock auf Angst und irgendwann verschließt sich dann jeder Mensch vor Nachrichten.

Das große Problem, dass ich bei diesen positive Newstainment sehe ist, dass eine Scheinwelt aufgemacht wird : Es ist ja alles gut. Nein nein nein, das Haus brennt nicht. Das ist kein Qualm, das ist nur der Morgennebel. Wie es ist Abend? Naja dann halt der Abendnebel. Alles ist gut.

Das eigentliche Problem von Nachrichten und Journalismus ist aber, dass viel zu viele Medien drei Kardinalfehler begehen und daher auch gemieden werden

  1. viel zu schnell eine gewinnträchtige Schlagzeile veröffentlichen mit wenig bis gar keiner Kompetenz und fachliche Aussagekraft
  2. viel zu reißerisch und dramatisch an Themen ran gehen. Das will niemand mehr hören und sehen, der bei klarem Verstand ist.
  3. nicht verstehen, dass LeserInnen vor der Lektüre des Artikels kein Aufbaustudium für dieses Thema abgeschlossen haben.

Jede Gegenargumentation der Medien „Ja sonst kauft das niemand“ ist hinfällig, denn wie die Zahlen zeigen, unterstützen Menschen unabhängige, die sich exakt diese drei Punkte zu Herzen genommen haben.

Wenn Medien Scheiße verkaufen wollen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie wie Scheiße behandelt und ignoriert werden.

JournalistInnen und ReporterInnen sind scheinbar AkademikerInnen, was sie wohl aber ungern preis geben. Das Recherchieren, das Schreiben und das emotional richtige und technisch Präzise Formulieren sollten sie als ihr zentrales Handwerk verstehen, wenn sie langfristig in diesem Beruf bestehen und angesehen werden wollen.

Das heisst auch, dass Artikel so geschrieben werden sollten, dass ein normaler Mensch mit normaler Schulbildung, der sich gerade in einer nicht angenehmen Lebenssituation befindet, aber sich dennoch für dieses Thema interessiert, in einem Text immer wieder mitgenommen werden muss. Das eitle Benutzen von Fremdwörtern, wie oben im Titel der Fall „Casus“ ist Gift für so einen Artikel. Es muss davon ausgegangen werden, dass dieser Artikel auch einem 10jährigen Kind irgendeine nützliche Information überbringen kann. Eventuell Texte mehrschichtig schreiben. Das kann z.B. auch in verschiedenen Absätzen geschehen. So wie es schon sehr lange der Fall ist Titel – Untertitel(Zusammenfassung) könnte noch eine weitere Unterteilung stattfinden.

Wenn Medien für seriös gehalten werden wollen, dann müssen sie auch seriös handeln. Reißerische Titel sind das exakte Gegenteil von Seriosität.

Anstatt sich nun auf das nächste Entertainmentformat zu stürzen, das den Leuten dann auch schnell langweilig wird und wofür sie sicherlich noch weniger Geld ausgeben wollen, denn auf YouTube gibt es auch jede Menge Arschbombenbattles für kostenlos, sollten sich Medien mal Gedanken machen, was ihre eigentlich Aufgabe ist UND welchen Anteil sie daran haben, dass der Angstpegel bei viel zu vielen Menschen viel zu hoch ist.

Wer sich den Radiobeitrag anhören will, er wird für fast ein Jahr online sein und muss dann wegen den Privaten Medien vom Netz genommen werden.

WDR 5 Hintergrund Medien – Erkenntnisse zum weltweiten Nachrichtenkonsum

WDR 5 Hintergrund Medien. 17.06.2023. 10:43 Min..
Verfügbar bis 15.06.2024. WDR 5.
Das Interesse an Nachrichten geht zurück. Das sagt der diesjährige „Reuters Digital News Report“, die wohl bedeutendste Studie zum Nachrichtenkonsum weltweit. Kevin Barth stellt sie vor. Schlechte Nachrichten u.a. zum Ukraine-Krieg versuchen Menschen zunehmend zu vermeiden. Stattdessen sind „Good News“ gefragt. Wie Medien damit umgehen und welche neuen Formate es in dem Bereich gibt, berichtet David Freches.