Journalismus und Mastodon

Der Journalismus sucht nach Twitter aka X eine Alternative und taucht immer wieder seine Zehen in das Fediverse. Oder wie es dann immer wieder schlecht recherchiert heißt: in Mastodon.

Gerade höre ich wieder einen Podcast in dem ein Journalist sich darüber beklagt, dass das alles so kompliziert sei und nachdem er sich bei Mastodon angemeldet hat, ihm niemand folgt. Aber weder im Podcast, noch auf der Webseite des Podcasts, noch beim öffentlich rechtlichen Rundfunk oder über irgendeine Suchmaschine ist sein Account auffindbar.

Wer sich versteckt, sollte sich nicht beklagen, dass er nicht gefunden wird.

Das ist leider kein Einzelfall.
Viele dieser jammernden JournalistInnen geben nicht an, wo sie zu finden sind. Es scheint mir manchmal, als wäre das die Idee dahinter.

Allerdings gibt es auch gute Gegenbeispiele. Es gibt sehr viele JournalistInnen, die im Fediverse, oder wie der Pop-Journalismus sagt „Mastodon“ vertreten und sichtbar sind. Die verstanden haben, dass Ansehen durch Vertrauen entsteht. Oder auf neudeutsch: Follower durch gute Arbeit und nicht durch Algorithmus.

Und vielleicht noch eine Sache, die dem Jammeralismus nicht so gut steht: Was ist von deutschen JournalistInnen zu halten, die das das Prinzip eines Föderalismus oder einer Basisdemokratie aka Dezentralisierung nicht verstehen?

Wer mehr über das Fediverse (Mastodon und alle anderen) verstehen möchte, dem möchte ich unseren Podcast ans Herz legen, der sich mit einigen Projekten auseinander setzt und auch hier und da mal ein wenig mehr darüber erklärt.

Alles über das Fediverse #komprimiert
https://besser.demkontinuum.de/2022/05/alles-ueber-das-fediverse-komprimiert/

Das Fediverse als Chance
https://besser.demkontinuum.de/2021/12/das-fediverse-als-chance/

Und wenn JournalistInnen es tatsächlich ernst meinen und immer noch Fragen über die Organisation und Funktion haben, dann fragen Sie mich doch gerne per Mail hoergen ett hoergen Punkt org oder über das Fediverse

Danke

Der Problem Casus – Positive Nachrichten

Es gibt den neuen Reuters Digital News Report , der von WDR5 Hintergrund Medien vorgestellt wurde.

Kurz gesagt: Der Nachrichtenkonsum geht zurück, Menschen vermeiden aktiv das Konsumieren von Nachrichten, suchen sich gezielt Nachrichten aus und die Öffentlichen genießen trotz stark sinkender Zahlen immer noch das größte Vertrauen der Öffentlichkeit. Und die Leute zahlen online weniger für Nachrichten und wenn dann meist für Unabhängige.

Nun wird gerade die BBC und ein Springer Medium gefeiert, die nur positive Nachrichten verkünden und die gerade einen großen Zulauf haben. Ist ja auch verständlich in Zeiten, in denen politisch, medial wie wirtschaftlich von den AkteurInnen Angst geschürt wird, wo es nur geht. Niemand hat Bock auf Angst und irgendwann verschließt sich dann jeder Mensch vor Nachrichten.

Das große Problem, dass ich bei diesen positive Newstainment sehe ist, dass eine Scheinwelt aufgemacht wird : Es ist ja alles gut. Nein nein nein, das Haus brennt nicht. Das ist kein Qualm, das ist nur der Morgennebel. Wie es ist Abend? Naja dann halt der Abendnebel. Alles ist gut.

Das eigentliche Problem von Nachrichten und Journalismus ist aber, dass viel zu viele Medien drei Kardinalfehler begehen und daher auch gemieden werden

  1. viel zu schnell eine gewinnträchtige Schlagzeile veröffentlichen mit wenig bis gar keiner Kompetenz und fachliche Aussagekraft
  2. viel zu reißerisch und dramatisch an Themen ran gehen. Das will niemand mehr hören und sehen, der bei klarem Verstand ist.
  3. nicht verstehen, dass LeserInnen vor der Lektüre des Artikels kein Aufbaustudium für dieses Thema abgeschlossen haben.

Jede Gegenargumentation der Medien „Ja sonst kauft das niemand“ ist hinfällig, denn wie die Zahlen zeigen, unterstützen Menschen unabhängige, die sich exakt diese drei Punkte zu Herzen genommen haben.

Wenn Medien Scheiße verkaufen wollen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie wie Scheiße behandelt und ignoriert werden.

JournalistInnen und ReporterInnen sind scheinbar AkademikerInnen, was sie wohl aber ungern preis geben. Das Recherchieren, das Schreiben und das emotional richtige und technisch Präzise Formulieren sollten sie als ihr zentrales Handwerk verstehen, wenn sie langfristig in diesem Beruf bestehen und angesehen werden wollen.

Das heisst auch, dass Artikel so geschrieben werden sollten, dass ein normaler Mensch mit normaler Schulbildung, der sich gerade in einer nicht angenehmen Lebenssituation befindet, aber sich dennoch für dieses Thema interessiert, in einem Text immer wieder mitgenommen werden muss. Das eitle Benutzen von Fremdwörtern, wie oben im Titel der Fall „Casus“ ist Gift für so einen Artikel. Es muss davon ausgegangen werden, dass dieser Artikel auch einem 10jährigen Kind irgendeine nützliche Information überbringen kann. Eventuell Texte mehrschichtig schreiben. Das kann z.B. auch in verschiedenen Absätzen geschehen. So wie es schon sehr lange der Fall ist Titel – Untertitel(Zusammenfassung) könnte noch eine weitere Unterteilung stattfinden.

Wenn Medien für seriös gehalten werden wollen, dann müssen sie auch seriös handeln. Reißerische Titel sind das exakte Gegenteil von Seriosität.

Anstatt sich nun auf das nächste Entertainmentformat zu stürzen, das den Leuten dann auch schnell langweilig wird und wofür sie sicherlich noch weniger Geld ausgeben wollen, denn auf YouTube gibt es auch jede Menge Arschbombenbattles für kostenlos, sollten sich Medien mal Gedanken machen, was ihre eigentlich Aufgabe ist UND welchen Anteil sie daran haben, dass der Angstpegel bei viel zu vielen Menschen viel zu hoch ist.

Wer sich den Radiobeitrag anhören will, er wird für fast ein Jahr online sein und muss dann wegen den Privaten Medien vom Netz genommen werden.

WDR 5 Hintergrund Medien – Erkenntnisse zum weltweiten Nachrichtenkonsum

WDR 5 Hintergrund Medien. 17.06.2023. 10:43 Min..
Verfügbar bis 15.06.2024. WDR 5.
Das Interesse an Nachrichten geht zurück. Das sagt der diesjährige „Reuters Digital News Report“, die wohl bedeutendste Studie zum Nachrichtenkonsum weltweit. Kevin Barth stellt sie vor. Schlechte Nachrichten u.a. zum Ukraine-Krieg versuchen Menschen zunehmend zu vermeiden. Stattdessen sind „Good News“ gefragt. Wie Medien damit umgehen und welche neuen Formate es in dem Bereich gibt, berichtet David Freches.